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Werner Winkler's Lösungssammlung:

 


Lösungs-Werkzeuge von A-Z
Abwarten (Pausen)

 

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Praxisbeispiel:

Abraham litt zunehmend unter der unerträglichen Spannung in seinem Büro. Zwei der vier Mitarbeiter waren offensichtlich von ihren Aufgaben stark überfordert. Infolgedessen verbreiteten sie regelmäßig eine unangenehme Stimmung, beschwerten sich über die Vorgesetzen oder jammerten über zu schlechte Bezahlung.

Wäre Abraham seinen spontanen Impulsen gefolgt, hätte er schon lan-ge versucht, die Situation zu entschärfen. Er ahnte aber, dass es nicht möglich sein würde, etwas wirklich Entscheidendes zu verändern. Also entschloss er sich, abzuwarten und eine beobachtende Haltung einzunehmen. Wenn es zu spannungsgeladen wurde und er seine Ar-beit nicht mehr ausführen konnte, gönnte er sich kleine Pausen, z.B. auf der Toilette, am Kopierer im Flur oder im Archiv.

Nach einem knappen halben Jahr kündigte einer der beiden und eine junge, kompetente Mitarbeiterin wurde eingestellt. Sie zog auch den zweiten 'Problemfall' mit, so dass die Situation wieder im Reinen war.

 

Beschreibung:

Steve de Shazer, einer der geistigen Väter der Lösungsorientierten Psychologie, antwortete 1997 dem Autor auf die Frage nach seinem wichtigsten therapeutischen Werkzeug: "the pauses" ("die Pausen"). Einige Jahre später, als man sich wieder traf und die Frage lautete, was er inzwischen anders mache als früher, bemerkte er mit einem verschmitzten Lächeln: "more of the pauses" ("mehr Pausen").

Man sollte in Rechnung stellen, dass die Gruppe um de Shazer ihre Erkenntnisse durch konsequentes Beobachten therapeutischer Gespräche gewonnen hat. Die Frage lautete stets: Was macht der Therapeut richtig, wenn das Gespräch gut läuft? Vermutlich hätte niemand am Anfang der Forschung vorausgesehen, dass sich die Pausen als so nützlich erweisen würden.

Abwarten, eine Pause in der Beschäftigung mit dem Problem einzulegen, erzeugt einen Freiraum, in dem sich Lösungen in einer natürlichen Art entwickeln können. Nicht selten verschärfen sich Probleme dadurch, dass man sie zu lösen versucht.

In Gespräche (aber auch in rein gedankliche Lösungsversuche) bringen Pausen eine angenehme Ruhe von der sowohl der Beratende als auch der Lösungssuchende profitieren. De Shazer berichtet, dass er in den vielen Jahren seiner therapeutischen Arbeit keine Sitzung ohne eine Pause vergehen ließ.

Es muss ja nicht immer eine ausgedehnte oder angekündigte Pause sein, auch ein kurzes Verzögern der Antwort oder das stumme Nicken kann nützlich sein. Am Telefon signalisiert man eine abwartende Haltung durch zustimmende Laute ("mhm", "ja", "aha" etc.). Dadurch vermeidet man, den Rede- oder Gedankenfluss des Gegenübers zu unterbrechen, wenn dieser auf eine Lösung zusteuert.

Falls es Ihnen sehr schwer fällt, abzuwarten oder eine Pause einzulegen, kann es hilfreich sein, sich einem anderen Thema zuzuwenden. So müssen Sie nicht untätig herumsitzen und lassen 'das heiße Eisen' trotzdem eine zeitlang in Ruhe.

 

Übung:

Wenn Ihnen das nächste Mal ein Problem oder eine heikle Situation erzählt wird, versuchen Sie bitte, ungefähr ein Drittel länger mit der Antwort zu warten, als Sie dies gewöhnlich tun. Gelingt Ihnen dies, steigern Sie die Rückmeldepause weiter. Sie können auch direkt um Bedenkzeit bitten (mit oder ohne Nennung des Zeitpunktes, an dem Sie sich melden werden). In einem noch weiter fortgeschrittenen Stadium kann es darum gehen, sich ganz aus der Lösung eines Problems herauszuhalten und nur zu beobachten, was geschieht, wenn man nicht eingreift (z.B., wenn Kinder miteinander streiten). Falls Sie das Heraushalten schon ausreichend kultiviert haben, sind diese Übungen natürlich unnötig bzw. schädlich.